Führen im Team: ein Praxisbericht für gelungene Kooperation

 

Wie gelingt das Führen im Team wirklich? Wir berichten aus der Praxis unserer Führungsberatung: in der Serviceorganisation eines Konzerns wurden wir kürzlich als systemische Coaches angefragt für ein Führungsteaming für den Bereichsleiter und sein regionales Führungsteam aus zehn Abteilungsleitern. Trotz regelmäßiger Führungsteamtreffen und guter kollegialer Beziehungen wurde über längere Zeit deutlich, dass die Zusammenarbeit im Führungsteam nicht die gewünschte strategische Wirksamkeit entfaltete. Das Führen im Team war noch wenig abgestimmt:

  • Entscheidungen führten häufig zu parallelem Agieren in unterschiedliche Richtungen,
  • Missverständnisse blieben unausgesprochen und
  • Zielbilder wurden unterschiedlich interpretiert
  • Unterschiedliche Aussagen wurden an die Teams weitergegeben

Jede*r im Team war mit unterschiedlichen inneren Bildern unterwegs – ohne dass es den Beteiligten bewusst war. Die Erkenntnisse und Rückmeldungen aus diesem Prozess haben wir als Beispiel für die Prozessbegleitung im Führungsteaming im Folgenden zusammengefasst – um die Vertraulichkeit zu wahren in abstrakter Form.

Beobachtungen und Muster

In einem ersten Führungsteam-Workshop zum Thema Boxenstopp im laufenden Veränderungsprozess konnten wir erste Beobachtungen machen und Muster erkennen:
Trotz formaler Einigkeit liefen die Handlungen auf operative Ebene auseinander. In Gesprächen äußerten Teammitglieder das Gefühl, „nicht richtig verstanden zu werden“ oder dass „das Ziel eigentlich klar ist“, nur dass „andere es eben anders sehen“. Diese Aussagen zeigten, dass auf der Ebene der Kommunikation und des Verstehens blinde Flecken existierten. Zuhören geschah häufig selektiv, Interpretationen wurden nicht reflektiert, sondern als objektive Realität angenommen. Diese Muster spiegelten wir dem Führungsteam zurück.

Führen im Team: Systemische Begleitung als Spiegel

Im Folgenden wurden wir als systemisches Coaching-Duo mit der weiteren Prozessbegleitung beauftragt. Unsere Aufgabe war es nicht, Lösungen vorzugeben, sondern den Prozess der Selbstwahrnehmung und Verständigung zu begleiten. Durch strukturierte Reflexionsräume, Visualisierungen und gezielte Interventionen konnten Muster sichtbar gemacht werden. Wir spiegelten zurück, was im Raum war – nicht nur inhaltlich, sondern auch beziehungstechnisch. Die Auswirkungen dieser Muster auf die Wahrnehmung als Führungsmannschaft und gemeinsam getragene Entscheidungen in der Organisation wurden reflektiert.

Schlüsselprozess: Innere Bilder im Führungsteam abgleichen

Ein zentraler Moment im Prozess war die Arbeit mit inneren Bildern. In einer von uns moderierten Dialogsession wurden die Führungskräfte eingeladen, ihr tieferes Verständnis von „erfolgreicher Zusammenarbeit“, „Führen im Team“ visuell oder metaphorisch darzustellen. Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit dieser Bilder waren für viele ein Aha-Erlebnis. Hier wurde deutlich: Ein gemeinsames Zielbild existiert nur scheinbar – in Wirklichkeit lebten viele individuelle Versionen davon. Erst das bewusste Teilen dieser Vorstellungen ermöglichte einen Abgleich und ein echtes, gemeinsames Verstehen.

Resonanz als Wendepunkt

Im Laufe der Prozessbegleitung entstanden Räume echter Resonanz: Momente, in denen sich Führungskräfte wirklich zuhörten, nicht nur mit den Ohren, sondern mit Offenheit und Neugier. Fragen wurden gestellt, nicht um die eigene Sicht durchzusetzen, sondern aus ehrlichem Interesse. Diese Haltung veränderte die Atmosphäre: weg vom Argumentieren hin zum gemeinsamen Erkunden. Solche Erfahrungen waren für viele neu und emotional berührend – ein tiefes Verstehen wurde möglich.

Zeit als notwendige Ressource

Ein weiteres wichtiges Lernfeld war das Bewusstsein, dass echtes Verstehen Zeit braucht. In der Hektik des operativen Alltags war diese Zeit bisher kaum vorhanden oder wurde nicht bewusst genommen. Durch die Coaching-Impulse wurde deutlich: Zeit für Austausch, Klärung und gemeinsames Nachdenken ist keine zusätzliche Belastung, sondern Voraussetzung für wirksame Zusammenarbeit.

Wirkung und Ausblick: Führen im Team lebt vom echten Verstehen

Nach mehreren Monaten der begleiteten Reflexion und Veränderung zeigt sich eine spürbare Entwicklung im Führungsteam. Entscheidungen werden nun bewusster getroffen, gemeinsame Bilder regelmäßig abgeglichen, und Unterschiede dürfen thematisiert werden. Die Wirksamkeit in der Umsetzung hat sich erhöht, nicht durch neue Tools oder Strukturen, sondern durch eine veränderte Haltung im Miteinander.

Führungsteamarbeit lebt nicht nur von funktionalen Abläufen, sondern vom echten Verstehen, Zuhören und dem Mut, die eigenen Denk- und Handlungsmuster zu hinterfragen. Durch systemische Begleitung können blinde Flecken aufgedeckt, Resonanz ermöglicht und eine neue Qualität von Zusammenarbeit etablieren werden. Ein Prozess, der Zeit, Offenheit und die Bereitschaft zum echten Dialog braucht –  der sich aber nachhaltig auszahlt.

Sie möchten mehr über unsere Beratung und Begleitung von Führungsteams erfahren? Hier finden Sie unser Angebot dazu. Im Level-Up-Programm für Führungsteams bieten wir ein einjähriges Entwicklungsprogramm für Exzellenz in der Führungsteamarbeit.