Empathie ermöglicht es, durch mitfühlendes Verhalten sich mit anderen zu verbinden und Resonanzbeziehungen aufzubauen. Mit Empathie fällt es leichter Gedanken, Gefühle und Perspektiven anderer Menschen zu verstehen und sich in sie hineinzuversetzen. Wir können Emotionen anderer nachempfinden und aus ihrer Perspektive sehen, wie sie die Welt erleben.
Man spricht hier von rationaler Empathie. Sie hilft uns dabei, Konflikte zu regulieren, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Zusammenarbeit reibungslos funktioniert und wirksam zu kommunizieren.

Geht die Empathie soweit, dass wir Emotionen nicht nur verstehen oder nachvollziehen können, sondern uns so einzufühlen vermögen, dass wir fremde Emotionen selbst spüren und innerlich teilen, dann verschmelzen wir in emotionaler Empathie mit unserem Gegenüber.

Findet das Verschmelzen bei negativen Gefühlen statt, dann sprechen wir von „Mitleiden“ und nicht mehr von „Mitfühlen“. Es gibt aber auch die positiven Gefühle des Gegenübers, in denen wir uns verlieren können und so sehr im Anderen mitschwingen, dass wir die eigenen Themen und Bedürfnisse vernachlässigen.

Gibt es also ein Zuviel an Empathie?

Zu viel Empathie kann dazu führen, die Emotionen anderer zu übernehmen und sich stark beeinflussen zu lassen. Es besteht die Gefahr, dass wir uns überwältigt, erschöpft oder sogar burnoutgefährdet fühlen, insbesondere wenn wir uns ständig um andere kümmern, eigene Bedürfnisse vernachlässigen und es uns schwer fällt, Grenzen zu setzen. Es gibt sie also auch hier: die Schattenseite.

Menschen, die in ihrer Kindheit als „Überlebensstrategie“ das starke Mitfühlen und Aufspüren von Emotionen ihrer Bezugspersonen gelernt haben, laufen hier stärker Gefahr, in diese Falle zu geraten. Weiß man um seinen Schatten, kann man ihn integrieren und achtsam mit Triggerpunkten oder bewusst mit seinen Mustern umgehen.

Es ist daher hilfreich zu erkennen, dass Empathie in Maßen gesund und wichtig ist, aber zu viel davon problematisch sein kann. Ein Ausbalancieren zwischen Einfühlungsvermögen für Andere und Selbstfürsorge, ist dabei situativ die Aufgabe, um gesund zu bleiben.

Gute Selbststeuerung durch innere Arbeit und bewusste Reflexion

Jemand, der sich empathisch einfühlen kann, ist frei zu entscheiden, wie er/sie mit dem Erfühlten umgeht. Diese bewusste Selbststeuerung ist eine wichtige Kompetenz wenn man coachend agiert – in der Führung wie im Coaching.

Reflektierte, bewusste Empathie ist ein guter Weg, mit dieser Falle umzugehen. Es muss auch nicht jeden erwischen, viele können das ganz von allein – sich abgrenzen und dem Gegenüber gleichzeitig Sicherheit und Nähe anbieten.

Die innere Arbeit mit sich und den eigenen Anteilen ist ein Muss für jede:n, der:die das Jonglieren mit Nähe und Distanz beherrschen will, um in seinen Rollen professionell und gesund zu bleiben.

6 Reflexionsfragen zu Empathie in der Führungsrolle:

  • Wie viel Ihrer eigenen Emotionen nehmen Sie in Ihrem Führungsalltag wahr?
  • Schaffen Sie es in für Sie herausfordernden Situationen/unter Druck bei sich selbst zu bleiben?
  • Wie viel Ihrer Emotionen und Belastungen geben Sie ungefiltert an Ihr Team weiter? Wie viele fremde Emotionen spüren Sie und tragen Sie vielleicht auch mit sich herum?
  • Merken Sie im Gespräch, wie es Ihrem Gegenüber geht? Nehmen Sie wahr, wer an der Grenze seiner Belastbarkeit ist und woran erkennen Sie das?
  • Wie viel hören Sie zu und wie viel geben Sie Raum?
  • Können Sie in Gruppensituationen wahrnehmen, was zwischenmenschlich geschieht und reagieren Sie in Ihrer Führungsrolle bewusst darauf?

Wenn Sie meinen, damit Schwierigkeiten oder noch Luft nach oben zu haben, ist diese in einer Qualifizierung oder in Leadershipcoachings trainier- und förderbar.

Kontaktieren Sie uns hierzu gerne über [email protected] oder telefonisch.

 

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