Treffen wir Entscheidungen, dann können wir das intuitiv mit dem Bauch tun oder mit unserem Kopf. Was ist also besser und ist es nicht gar fahrlässig, wenn wir Entscheidungen einfach so aus dem Bauch, aus der Intuition heraus treffen?

Was wäre die Alternative? Viele Fakten und Kriterien zu sammeln, um letztendlich die Entscheidung vernünftig mit dem Kopf treffen zu können. Nur gelingt uns das meist nicht vollständig genug. Vor allem nicht, wenn die Entscheidung komplexerer Natur ist.

Führungsalltag – die Überforderung damit. Situationen schnell und richtig zu entscheiden wird erwartet. Wir haben alle etwas, dessen wir uns bewusster werden dürfen und auch als Ressource, als Kraftfeld nutzen können, um uns ein wenig Druck von den Schultern zu nehmen: unsere Intuition!

Was ist nun also dran an unserer Intuition – unserem Bauchgefühl?

Ist Intuition ein Frühwarnsystem oder ein Autopilot? Intuition ist das Hochgeschwindigkeitsnetz unseres Gehirns. Der blitzschnelle, direkte Zugang zu den Datenbanken, Schaltstellen und Entscheidungszentralen des Unbewussten. Sie ist weit mehr als ein Bauchgefühl. Auch wenn wir sie umgangssprachlich so beschreiben.

Sie arbeitet unendlich schneller als unser Verstand. Fast zeitgleich mit einer Frage kommt auch bereits die Antwort – einfach so, magisch, mystisch, wie aus dem Nichts. Die Intuition funktioniert unbewusst, fast wie eine graue Eminenz liefert sie blitzschnell verdeckte Entscheidungen. Woher das Wissen hierzu kommt, ist vielen ein Rätsel.

Die westliche Welt folgt seit Immanuel Kant dem bewusst prüfenden, urteilenden, kritischen und rational agierenden Verstand. Das ist aber nicht gut genug, will man den Menschen vollständig beschreiben. Es reicht bei Weitem nicht, um sein Denken zu verstehen und sein Handeln zu erklären.

Die Intuition ist neben dem Verstand unser zweites extrem leistungsstarkes Entscheidungssystem

Das intuitive Entscheidungssystem arbeitet anders als das rationale unbewusst wie eine Art Blackbox. Obwohl man Intuition als Bauchgefühl bezeichnet, entsteht unsere Intuition nicht in der Magengegend, sondern im Gehirn.

Wie das funktioniert, was wir Intuition oder Bauchgefühl nennen, auch anders beschrieben als Ahnung, Eingebung, Gespür oder innere Stimme, war der forschenden Wissenschaft lange Zeit zu unseriös, zu irrational und irgendwie unheimlich – weil nicht messbar. Das hat sich geändert. Neue Untersuchungsmethoden und Experimente erlauben immer tiefere Einblicke in die tiefen Strukturen und Verarbeitungsprozesse des lebendigen Gehirns. Forschungen aus Neurologie, Neuropsychologie und Kognitionswissenschaft liefern Ergebnisse, die unsere Vorstellungen von Denken, Bewusstsein und Wahrnehmung gründlich revolutionieren.

Zusammengefasst weiß man heute:

  • Rationales Bewusstsein oder auch der bewusste Verstand, macht nur einen Bruchteil unserer Intelligenz, unserer Verstandesleistung, aus.
  • Unser Gehirn erbringt einen Großteil der Wahrnehmungs-, Steuerungs- und Entscheidungsarbeit unbewusst.
  • Die Arbeit selbst geschieht im Verborgenen, nur die Ergebnisse der kontinuierlichen, stillen Verarbeitungstätigkeit kommen an die Oberfläche des Bewusstseins und leiten unser Handeln.
  • Lernen, Erfinden, überlebensfähiges Handeln – das was wir hierfür brauchen, wird größtenteils in Gehirnarealen verwaltet und verarbeitet, auf die unser Bewusstsein nicht zugreifen kann, sondern lediglich gespeist wird.
  • Im Unbewussten wirken auch unsere Vorerfahrungen, unsere Gefühle und inneren Bilder an der Informationsverarbeitung mit.
  • Die Zuverlässigkeit der Intuition, hängt von individueller Vorerfahrung und spezifischem, teils implizitem Wissen ab.

In Feldern, in denen wir viel Erfahrung haben, können wir gut auf unsere Intuition setzen.

Die reflektierte Intuition verbindet das Unbewusste mit dem Bewussten

Natürlich gibt es auch Gründe kritisch mit dem Bauchgefühl umzugehen. Es kann täuschen und manipulieren, wenn wir unsere Ahnungen, unsere Spürkompetenz und unseren Erfahrungsschatz nicht bewusst ausbilden und hinterfragen. Gerade in Situationen mit denen man keine Erfahrung hat, lohnt es sich das Bauchgefühl kritisch zu reflektieren und sich mit dem auseinanderzusetzen, was in der Blackbox der unbewussten Infoverarbeitung passiert. Je klarer wir unsere eigenen Muster, Trigger, Glaubenssätze und inneren Bilder kennen, desto besser und reflektierter können wir auch mit dem im Unbewussten produzierten Ergebnis umgehen.

Eine reflektierte Intuition kann hier ein doppelter Boden sein, um Irrungen aus dem Unbewussten zu verringern. Sie erweitert den Bewusstseinsraum, der immer größer und feinsinniger im Alltag als Kraftfeld dienen kann – für schnellere Entscheidungen und wirksameres Handeln – und weniger Kopfzerbrechen und Stress.

Wenn Sie Ihre eigene Intuition als Resonanzorgan kultivieren möchten, laden wir Sie zu einer kurzen Selbstreflexion ein:

  • Welche Erfahrungen habe ich mit intuitiven Entscheidungen gemacht? Bei welchen großen Entscheidungen hat mich meine Intuition gestützt? Wo hat sie mich schon mal in die Irre geführt?
  • Was nährt meine intuitive Kraft?
  • In welchem Verhältnis stehen Ratio und Intuition in meinen Entscheidungen? Wie zufrieden bin ich damit?
  • Zu wem würde ich werden, wenn ich meiner Intuition voll und ganz Raum geben würde? Was wäre anders?
  • Wo nehme ich bewusst die Grenzen meines intuitiven Entscheidens wahr?

Wenn Sie sich weiter über unsere Themen informieren möchten, lesen Sie auch unseren Artikel zu „Neue Paradigmen und wertvolle Kompetenzen bewusster Führung“ oder schauen Sie sich einen Auszug aus unserem Buch „Transformation von Führung – Reflexion und Resonanz als Zukunftskompetenzen“ an.

 

Photo credit: Ben Mathis Seibel, unsplash