Reife Unternehmen entstehen durch Reife in der Führung. Reife Führung heißt nicht zwangsläufig die Jahre an Erfahrung, sondern Reflexionsbereitschaft, Verhaltensflexibilität und die Fähigkeit in Resonanz mit dem Umfeld zu sein. Klassische Führungskräfteprogramme zielen in der Regel immer noch auf Methodenwissen ab. In komplexen und digitalen Zeiten reicht das nicht aus. Vielmehr geht es um eine neue Rolle und Haltung von Führung, um den unternehmerischen Herausforderungen gerecht zu werden.
Als Berater und Coaches begleiten wir seit Jahren Führungskräfte und Unternehmen in Entwicklungsprozessen, bauen gemeinsam mit HR-Verantwortlichen wirksame Führungsprogramme auf und setzen diese um. Im Folgenden wollen wir unsere Erfahrungen teilen und Tipps geben, wie Sie wirksame Führungskräfteentwicklungsprogramme (FKE genannt) etablieren, die Führung professionell begleitet und eine Verzahnung von persönlicher Entwicklung und Unternehmensentwicklung sicherstellt.

Synchrones Wachstum von Persönlichkeit und Unternehmen.

Führung lernt man nicht in der Theorie und ebenso wenig in Methoden. Führung beweist sich im – meist durchaus komplexen – Führungsalltag: in schwierigen Konfliktsituationen, wenn Teams blockieren und nicht mehr weiter wissen. Wenn es gilt, Ungewissheit auszuhalten oder unbequeme Veränderungen umzusetzen.
Die Führungskraft ist nicht nur Lernender, sondern vor allem ein täglich Erfahrender. Führungskräfte probieren neue Verhaltensweisen aus, gehen Schritt für Schritt ihren Weg und erleben in der Praxis die Wirkung des Gelernten. Anstelle klassisch-kompakter Führungsakademien brauchen Führungskräfte erfahrene Sparringspartner, die sie auf ihrem individuellen Entwicklungsweg begleiten, sowie die Vernetzung und den Austausch mit Kollegen und intensive Formate der Selbstreflexion.
Eine gute Führungskräfteentwicklung beinhaltet begleitend Boxenstopps zur kollegialen Fallberatung, sowie die Möglichkeit zur intensiven Selbsterfahrung. In den Boxenstopps werden Führungsfälle kollegial supervidiert und die persönliche Führungspraxis weiterentwickelt – das Format kann online oder persönlich durchgeführt werden. Die Selbsterfahrung dagegen ist ein Präsenzworkshop von zwei bis drei Tagen, der idealerweise außerhalb des Unternehmens durchgeführt wird. Hier geht es um individuelle Themen wie persönliche Glaubenssätze, Antreiber, Beziehungsgestaltung oder die eigene Wirkung auf Andere.

Etablierung neuer Formate der Führungszusammenarbeit

Eine FKE kann nie losgelöst vom Unternehmen passieren. Wenn Führungskräfte sich entwickeln, entsteht ein neues Potenzial, das auch im Unternehmen ausgeschöpft werden will. Um Führungskräfte- und Unternehmensentwicklung integriert miteinander stattfinden zu lassen, sind begleitend folgende Aspekte zu berücksichtigen:

1. Klarheit in den Rollen: Verantwortungsdialoge

Wo Führungskräfte sich entwickeln, braucht es den gemeinsamen Austausch auf den verschiedenen Ebenen über die Gestaltung der Führungsrolle und jeweilige Entscheidungsspielräume, damit diese Entwicklung zielgerichtet und angepasst an die unternehmerische Entwicklung passieren kann. Vor dem Start einer Führungsausbildung, lassen wir daher in der Regel Verantwortungsdialoge stattfinden. Idealerweise gibt es diese auch immer dann, wenn neue Mitarbeiter und Führungskräfte ins Unternehmen kommen. Um zügig in die Verantwortung zu kommen, braucht jeder Einzelne Klarheit über:

  • Wie gestaltet sich meine Rolle im System? Wo liegen die Schnittstellen?
  • Welche Kernaufgaben gehören zu meiner Rolle? Welche gilt es loszulassen?
  • Was entscheide ich? Was entscheidet meine jeweils höhere Führungskraft?
  • Wie gestalten wir Zusammenarbeit, Absprachen und Kommunikation?
  • (und daraus abgeleitet: wo liegt mein persönlicher Entwicklungsbedarf?)

2. Zusammenarbeit im Führungsteam

Eine erfolgreiche Führungskräfteentwicklung bringt auch die Frage ins Unternehmen, wie an der Unternehmensspitze abgestimmt und vernetzt geführt wird. Führungsteams sind die Brutstätte wesentlicher Entscheidungen – hier wird das System gestaltet, Zusammenarbeit synchronisiert und die Weichen für die Zukunft gestellt. Im Idealfall ist das so. Die Etablierung eines erfolgreichen Führungsteams ist ein längerer Entwicklungsprozess. Um die Zusammenarbeit gezielt zu synchronisieren, braucht es ein gemeinsames Bild der Führungsteammitglieder zu folgenden Themen:

  • KLARHEIT IN FORMATEN: Was findet im Führungsteammeeting statt? Was nicht? Was entscheiden wir hier gemeinsam? Was jeder für sich?
  • KOMMUNIKATION UND SCHNITTSTELLEN: Wie bringen wir gemeinsame Botschaften ins Unternehmen und treten als Führungsteam abgestimmt auf?
  • METAEBENE: Wie wird die erforderliche Metaebene in unseren Diskussionen gehalten, um strategische Entscheidungen sinnvoll treffen zu können?
  • AUßENWIRKUNG: Wie halten wir uns regelmäßig den Spiegel vor und reflektieren unsere Wirkung ins Unternehmen und nach außen?
  • RADARSYSTEM: Wie spüren wir Entwicklungen am Markt frühzeitig auf und finden Lösungen?
  • FÜHRUNGSARBEIT: Welche Führungsthemen/Fallreflexionen finden hier statt? Wie führen wir die unterschiedlichen Bereiche abgestimmt?

3. Führungskräfte in ihrer Rolle ernst nehmen

In einer wirksamen Führungskräfteentwicklung lernen Führungskräfte, wie sie Konflikte in Teams meistern, ihren Bereich durch Krisen navigieren, Veränderungen mit ihren Kollegen umsetzen können. Es gehört zu ihrer Verantwortung und bestärkt sie in ihrer Rolle und Zuschreibung. Im Laufe einer FKE findet oft ein Umdenken der HR Verantwortlichen statt, Führungskräfte in dieser Rolle auch ernst zu nehmen und beim nächsten Konfliktfall nicht sofort externe Hilfe zu suchen. HR wird zum Sparringspartner von Führungskräften und bietet professionelle Reflexionsfläche anstatt direkt Maßnahmen zu vermitteln.
Diese Rahmenbedingungen unterstützen die gezielte Verzahnung von Führungs- und Unternehmensentwicklung. So gelingt es, das Unternehmen und seine Führungskultur auf eine neue Ebene zu heben.

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