In unseren Sparrings und Coachings schildern Führungskräfte ihre Verärgerung und teilweise sogar Verzweiflung über unvollständig durchgeführte oder stockende Veränderungsprozesse, über aufgesetzte Projekte, in denen Machtpolitik und unbequeme Entscheidungen versteckt werden, über stress- und frusterzeugenden Aktionismus in Krisen und fatale Auswirkungen nicht getroffener Entscheidungen. Was noch unzureichend im Führungsalltag und den Führungsroutinen Raum bekommt, ist nach unserem Erleben das Innehalten und die Reflexion.

Reflexion als Zukunftskompetenz in der Selbstführung und Unternehmensführung

Kompetenzmodelle in Unternehmen verstehen die Führungskompetenz Reflexion häufig als Selbstreflexionskompetenz. Über sich selbst im geschützten Raum nachzudenken und nachzufühlen und sein eigenes Verhalten auf die Wirkung zu überprüfen, ist ein Teil der Reflexionskompetenz. Ein weiterer Teil ist die Bereitschaft, die Erkenntnisse, die man über und für sich selbst gewonnen hat, mit anderen ehrlich und offen zu teilen – zum Beispiel im Rahmen des eigenen Führungsteams. Auf diese Art können mehrere Perspektiven zu einer größeren zusammengeführt werden, was ein Einstieg für die Musterreflexion eines ganzen Bereiches sein kann. Eine in unseren Augen zukunftssichernde Führungskompetenz, der in ihrer Fülle noch nicht ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Wahrnehmen und Reflektieren sind im ersten Schritt ein stiller, innerer Akt

Wahrnehmung und Reflexion finden in Ihrem Inneren statt und sind damit zunächst ein unsichtbarer, stiller Akt. Das Reflektieren beginnt damit, Ihre eigenen Wahrnehmungsfilter zu entdecken, Ihren Glaubenssätzen auf die Spur zu kommen und sich Zeit zu nehmen, beobachtbare Phänomene zu beschreiben. Setzen Sie sich mit dem, was Sie erleben in Bezug. Welche Reaktionen bekommen Sie auf eigenes Verhalten und welches verdichtete Verhalten wird in Ihrem Bereich oder Unternehmen an den Tag gelegt? Schauen Sie sich an, welches Verhalten oder welche Handlungen bei Ihnen welche Gefühle auslösen, wie Sie automatisch typischerweise darauf reagieren oder ob Sie auch einen anderen Weg ausprobieren könnten. Welche Wirkzusammenhänge können Sie erkennen, an welchen Stellen drehen Sie immer wieder Schleifen, wann gerät etwas ins Stocken und was bringt Bewegung ins System?

Denken Sie, spüren Sie, schreiben Sie es für sich nieder, finden Sie innere Bilder hierfür. Ein vertrauter Kollege, Coach oder Freund ist besonders für extravertierte Menschen beim Ausspeichern zusätzlich hilfreich, da der Reflexionsprozess so noch geschärft wird.

Geteilte Reflexion im Führungsteam fordert Vertrauen und verbessert unternehmerische Entscheidungen

Der Abgleich der inneren Bilder und das Hinterfragen von sich selbst, seinen Entscheidungen, Kommunikationsmustern oder Handlungsweisen im Geiste einer konstruktiven Weiterentwicklung setzt echte Bereitschaft und Vertrauen voraus, sich zu zeigen und darauf zu vertrauen, dass man beim gegenseitigen Zeigen und Entdecken von Ängsten, Schwächen und Fehlern nicht an den Pranger gestellt wird.

Reflexion zu teilen und andere an eigenen Bildern, Gefühlen und Rückschlüssen partizipieren zu lassen, bringt ein Führungsteam in einen Zustand, das Wesentliche für den Gesamterfolg offen und zielführend zu diskutieren. Gemeinsam die Metaperspektive einzunehmen und durch andere die Wahrnehmung zu erweitern, ermöglicht ein besseres gegenseitiges Verständnis und gleichzeitig das Erkennen und Benennen wiederkehrender hinderlicher Schleifen und Muster. Diese zu brechen und Handlungsweisen zu verändern, macht Organisationen beweglich, wirksam und in den wesentlichen Themen entscheidungsstark im Sinne des Unternehmenserfolgs.

Fragen zum Erkunden Ihrer eigenen Reflexionsbereitschaft:

  • Wie fühlt es sich an, wenn Kollegen Ihre Vorschläge und Meinungen hinterfragen? Gibt es Unterschiede in Ihrem Reflex? Welche sind das?
  • Hinterfragen Sie Verhalten und Meinungen Ihrer Kollegen aktiv? Was könnte Sie daran hindern? Was motivieren, es zu tun?
  • Notieren Sie gute und schlechte Erfahrungen beim Thema Hinterfragen und hinterfragt werden. Können Sie ein Muster bei sich oder in Ihrem Bereich/Unternehmen erkennen?

Ideen und Impulse zum Entwickeln Ihrer eigenen Reflexionsfähigkeit:

  • Nehmen Sie sich 10 Minuten am Tag, um sich mit Erlebtem in Bezug zu setzen, Ihre Gedanken, Gefühle und inneren Bilder hierzu zu formulieren und/oder festzuhalten.
  • Laden Sie einen vertrauensvollen Kollegen dazu ein, Ihnen nach Ihrem letzten gemeinsamen Meeting Feedback zu Ihrer Wirkung auf ihn zu geben.
  • Gönnen Sie sich dann und wann ein externes Coaching oder eine Kollegiale Beratung mit vertrauensvollen Kollegen.

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