Von Zeit zu Zeit lohnt es sich, die Metaperspektive auf die eigenen Blickwinkel einzunehmen und auf Entdeckungsreise zu gehen, wie wir zu diesen Blickwinkeln gekommen sind, auf welche Art und Weise wir sie fortwährend versuchen zu bestätigen und zu schützen, und wieviel bewusstes Agieren es braucht, um Beweglichkeit in unser eigenes Denksystem hineinzubekommen – sprich uns neue Blickwinkel ins Leben zu holen.

Dieser Hubschrauberflug, der es uns ermöglicht aus der Distanz auf unsere Verhaltensmuster und Überzeugungen zu blicken, ermöglicht eben auch die Neuentdeckungen, die irritieren, emotionalisieren, manchmal auch verwirren. Fast schon eine Abenteuerreise.

Aber wie sooft, beginnt ein Abenteuer auch mit vielen Hindernissen.

Blickwinkel verändern – was hindert uns daran?

Wenig Berührung mit Selbstreflexion im bisherigen Leben: Unreflektierte Denkmuster und eingefahrene Gewohnheiten könnten uns hindern, mit dem Reflektieren zu beginnen.
Oder die Angst vor Unsicherheit – Veränderungen können Unsicherheit mit sich bringen. Die Angst vor dem Unbekannten kann dazu führen, dass wir an Bekanntem festhalten, selbst wenn dies nicht mehr effektiv und sinnvoll erscheint. Der Leidensweg ist oft lang an dieser Stelle. Viele Coachees erzählen, dass sie schon länger spüren, dass es nicht rund läuft, sie aber dennoch genauso weitermachen. Wir nennen das den „Mehr-vom Selben-Effekt“.

Ein anderes Hindernis kann ein ausgeprägtes Ego und der Wunsch nach Macht sein. Andere Meinungen zu akzeptieren oder die eigene Sichtweise zu hinterfragen fällt dann schon schwerer. Denn lassen wir andere Blickwinkel zu, besteht oftmals die Sorge, schwach zu wirken und keinen sicheren Standpunkt zu haben.

Auch die bestehende Organisationskultur hat Einfluss auf unsere Offenheit gegenüber neuen Blickwinkeln. Eine Kultur, die Veränderungen und Hinterfragen von Bestehendem nicht fördert, kann uns dabei blockieren, unsere eigenen Perspektiven auf den Prüfstand zu stellen.

Diese Hindernisse können, müssen nicht vorhanden sein. Es kann auch einfach sein, dass Sie erst gerade auf das Thema veränderte Blickwinkel aufmerksam und neugierig werden und Lust verspüren, diese Reise zu unternehmen.

Sich selbst auf die Schliche kommen – 2 zentrale Werkzeuge

Offenheit, Selbstreflexion und die Bereitschaft, aus verschiedenen Quellen zu lernen, sind entscheidende Schritte auf dem Weg zu veränderten Blickwinkeln. Beginnen wir den Hubschrauberflug und dem Einnehmen der Metaperspektive mit zwei zentralen Werkzeugen – der Selbstreflexion und dem persönlichen Feedback.

  1. Selbstbeobachtung: Wir können uns ganz gut auf die Schliche kommen, indem wir verstehen, warum wir Situationen wie bewerten. Auch die eigene Reaktion auf Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung, kann ein guter Ausgangspunkt zur Reflexion sein. Es lohnt sich hier in die Tiefe zu gehen und die Motive für Bewertung, Abwertung, Verteidigung zu ergründen. Es reicht nicht zu merken, dass es ärgert oder verstört, es kommt erst etwas in Bewegung, wenn man versteht, warum das so ist. Welcher Blickwinkel dahinter liegt und was ihn ausgeprägt hat.
  2. Fremdbilder und Rückmeldungen nutzen: Wir können aktiv Feedback von KollegInnen, Mitarbeitenden und KundInnen nutzen oder intensive Dialoge führen, in denen es darum geht wirklich die Perspektive des Gegenübers zu erkunden und verstehen zu wollen. Ein begleitendes Coaching oder ein Sparring kann hierbei ein fest geplanter Termin und Raum sein, um beide Perspektiven zusammenzuführen – die Selbstbeobachtung in Bewertungssituationen und die Reaktionen auf die Rückmeldungen.

Wer sich selbst und seine Filter entdeckt, kann seine Blickwinkel verändern – weicher werden in der Kommunikation, flexibler im Entscheiden und sicherer in Beziehungen. Das eigene Bewertungsraster mit einem zusätzlichen Beschreibungsmodus zu ergänzen, macht auch andere Begegnungen möglich, die unsere Persönlichkeit bereichern.

Inspiration für erweitere Blickwinkel im Alltag schaffen

Diversität fördern, Fortbildungen und Networking aktiv betreiben und so oft wie möglich kollegiale Beratung nutzen, all dies reichert unsere Blickwinkel an und fordert bestehende heraus. Diese Reise ist übrigens nie zu Ende. Sie wird vielmehr zum Selbstverständnis, gut mit sich in Kontakt zu sein, seine Filter zu kennen, Reaktionen zu beobachten und immer wieder Rüttelstrecken zu gehen, die Neues im Denken und Handeln zulassen. So wird der lernende Mensch ein wichtiger Bestandteil einer lernenden Organisation. Transformationen, die vor uns liegen, gelingen leichter, weil mehr Beweglichkeit im System ist.

Ein guter Sinn für eine Reise zu veränderten Blickwinkeln.

Wer Unterstützung auf dieser Reise sucht, kann sich hier zu unseren Sparrings und Coachings weiter informieren.

 

Photo credit: Mathieu Stern, pexels