Manchmal hilft es, die Dinge aus einer fernen Perspektive zu sehen. Im letzten Baustein unserer systemischen Coachingausbildung ging es um das Thema Widerstand in Transformationen.
Begegnen wir im Team einem Widerstand, einem aggressiven Verhalten, Ablehnung einem geplanten Veränderungsprozess gegenüber oder einer spürbaren Spannung, sind die ersten Reaktionen je nach persönlichem Stresstyp sehr verschieden. Von „Gegenhalten“, störrisch werden, sich hinterfragt fühlen, bis ins laute Gegenargumentieren oder strategische Taktieren gehen, ist meist alles dabei.

Widerstand erzeugt oft Unsicherheit und Frust

Und gefühlte Blockaden, die man sich weg wünscht. Manchmal fühlt man sich auch persönlich durch Widerstand angegriffen (auch wenn es „nur“ um die Sache geht, die im eigenen Verantwortungsbereich liegt). Dies kann im Körper Mechanismen erzeugen, die die inneren Programme von Flucht, Kampf oder Starre ablaufen lassen. Eine ganz natürliche Reaktion, denn Druck erzeugt Gegendruck. Zumindest wenn es unbewusst abläuft.

In Transformationsprozessen sind Widerstände ein gutes Zeichen

Hier kommt der neue Blickwinkel ins Spiel. Betrachtet man Widerstände aus entfernterer Perspektive, beschreiben diese die Schwellen zur Transformation und erfordern daher auch einen sehr bewussten Umgang damit. Diese Schwellen bei jedem individuell zu erkennen hilft, die Dynamiken und Hintergründe zum vorherrschenden Widerstand zu verstehen. Als Führungskraft wird es einem so möglich mit Widerstand gelassen umzugehen und handlungsflexibel zu bleiben.

Ins Fließen kommen statt Widerstand zu „brechen“

„Breche“ ich in Transformationsprozessen den Widerstand und gehe aktiv dagegen an, habe ich als Führungskraft oder Transformationsbegleiter eine sehr wichtige Chance verpasst. Denn unter dem Widerstand liegt ein Funke des Neuen oder manchmal auch ein wichtiger Aspekt, der bisher nicht betrachtet wurde.
Gerade an solchen Punkten, wenn Menschen störrisch werden, Angst zeigen, nicht mitgehen wollen, geht es um das wohlwollende Annehmen dieses Zustands. Auch wenn Sie als Führungskraft in solchen Momenten gerne schon viel weiter wären. Nicht zu vergessen, dass Sie sich meist schon länger mit der gerade stattfindenden Transformation beschäftigt haben, während Teams gerade „mitten drin“ sind, sich mit den Konsequenzen auseinander zu setzen. Wir sprechen gerne davon, ins Fließen zu kommen. Damit gemeint ist zu erforschen, was hinter der Blockade steckt und Räume zu bieten, in denen dies zeigen darf.

Die Veränderungsflexibilität steigern

Am Ende unseres Coachingbausteins war klar, dass es viel innere Arbeit und Reflexion braucht, wenn man Transformationen in Organisationen sicher begleiten will. Solche Prozesse selbst durchlaufen zu haben und zu wissen, wie sich Blockaden anfühlen, wie es ist, wenn das „Alte“ bröckelt und das Neue erst nach und nach entsteht, wie instabil man in der Ungewissheit wird – all das hilft, um auch andere sicher in diesen Prozessen zu begleiten.

Und mit jedem durchlaufenen Prozess, der bewusst begleitet wurde und in dem die Menschen mitgenommen wurden, steigert sich die Veränderungsflexibilität – persönlich, im Team und im Unternehmen. Eine Arbeit, die sich lohnt – auch aus unternehmerischer Sicht.

Reflexionsimpulse zum Wirken lassen:

  • Wo arbeite ich gegen Widerstand an? Was erzeuge ich damit?
  • Wo fließe ich gerade selbst durch eine Transformation? Was macht es mit mir?
  • Wie geht es mir damit, (ggf. unerwünschten) Emotionen Anderer Raum zu geben? Was hilft mir, dabei bewertungsfrei zu bleiben?

Wer tiefer in dieses Thema einsteigen möchte, kann in unserem 4-moduligen Kompaktkurs „Systemische Transformationsbegleitung“ lernen, Transformationsprozesse in Teams und Unternehmen sicher zu begleiten.

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