In einem unserer letzten Blogbeiträge haben wir bereits intensiv über den systemischen Ansatz und die Implikationen für das systemische Arbeiten und Führen gesprochen. In diesem Beitrag widmen wir uns einer persönlichen Führungskompetenz – dem Bewusstsein und der Bewusstseinserweiterung.

Die Reflexions- und Resonanzfähigkeit sind eng verbunden mit dieser Kompetenz, da auch hier die Wahrnehmung im Fokus steht. Die These, die wir hier vertreten ist: je bewusster eine Führungskraft agieren kann, weil sie sich und ihre Verhaltensweisen und Muster versteht, desto stärker kann sie ihre Mitarbeiter und Kollegen systemisch führen.

Bewusstsein ist das Ergebnis der Auseinandersetzung mit sich selbst

Wir erlangen Bewusstheit, wenn wir verstehen, welche Gedanken und Gefühle in uns wirken und welche Reaktionen dadurch hervorgerufen werden. Solange uns etwas nicht bewusst ist, können wir es nicht ändern. Die meisten Dinge, die uns auch im Führungsalltag bestimmen, sind unsere Muster, Strategien und Emotionen, die wir uns in früheren Jahren angelegt haben und welche sich im Unbewussten befinden. Sie sind in unserem Gehirn zu „Schnellstraßen“ ausgebaut, die wir effizient und ohne viel Aufwand nutzen können. Viele davon sind hilfreich, sie dienen uns bei der Durchführung von Routinen und Gewohnheiten, andere sind überholt und für die persönliche Weiterentwicklung nicht mehr nützlich oder stehen dabei sogar im Weg.

Bewusstseinserweiterung erhöht die Verhaltensflexibilität

Durch die Erweiterung des Bewusstseins gelangen Muster, Verhaltensstrategien sowie  verborgene Potenziale an die Oberfläche. Je mehr wir uns unserer heutigen, bevorzugten Rollen und Strategien bewusst werden, desto stärker werden wir erkennen, wie sie uns in unserer persönlichen Entwicklung begrenzen. Durch die Integration unserer unbewussten Ressourcen und schlummernden Potenziale, erweitern wir unsere Bewältigungsstrategien für die aktuellen Herausforderungen. Eine höhere Handlungsflexibilität im Führungsalltag ist das Ergebnis. In bewussteren Führungskräften liegt eine größere Stabilität, mehr Authentizität und auch Angstfreiheit.

Je breiter das Bewusstseinsfeld des Individuums, desto größer der Möglichkeitsraum für Interaktion.

Das Bewusstseinsfeld ist der Bereich, in dem wir unsere Bewusstheit – unsere Aufmerksamkeit – bewegen können. Je größer dieser Bereich ist, desto größer ist unser Wahrnehmungsspektrum. So kann uns auch mehr von uns selbst, von unserer Umgebung oder von unseren Mitmenschen bewusst werden. Wenn wir etwas ändern wollen, muss es uns zunächst bewusst sein. Was uns nicht bewusst ist, können wir nicht ändern. Veränderung bedingt also immer die Erweiterung unseres Bewusstseins.

Etwas kann nur bewusst sein, was sich bereits im Bewusstseinsfeld befindet  

Das Bewusstseinsfeld ist durch Übung, Lenkung unserer Aufmerksamkeit und durch unsere reflektierten Erfahrungen, ausdehnbar. Und je mehr wir wahrnehmen können, desto mehr können wir beeinflussen oder bestimmen. Somit führt die Erweiterung unseres Bewusstseinsfeldes zu mehr Selbstwirksamkeit und Zufriedenheit. Die aktive Vergrößerung des Bewusstseinsfeldes ist ein laufender Prozess – ein lebenslanges Lernen.

Eine Art wie dieses Lernen über sich selbst forciert wird, ist systemisches Coaching. Im geschützten Raum findet das Erforschen der eigenen Muster, Konstruktionen und Emotionen statt. Der Bewusstseinsraum wird gefüllt und sortiert. Ein mehr an Bewusstsein ist das Ergebnis eines solchen systemischen Coachingprozesses.

Die systemische Arbeit mit Mustern setzt Bewusstsein voraus

Was auf individueller Ebene gilt, gilt auch auf Ebene von Teams und ganzen Unternehmen, also von sozialen Systemen. Je mehr Menschen in Kontakt mit sich selbst sind, je natürlicher und authentischer sie werden, desto natürlicher wandeln sich Systeme und verlieren ihr Chaos und ihre Aufgeregtheit.

Erweitert sich das Bewusstsein der einzelnen, erweitert sich auch das organisationale Bewusstsein. Je bewusster sich einzelne Systemmitglieder sind, desto flexibler können Muster, die limitierend für Veränderungen sind, im Großen und im Kleinen verändert werden.

Transformation und Wandel wohnen dem Leben inne. Wie Jahreszeiten sind sie ein Werden und Vergehen. Je natürlicher Menschen und Unternehmen diesen Fluss des Lebens annehmen, umso mehr gewinnen Transformationsprozesse an Geschmeidigkeit und Eleganz, persönlich wie systemisch. Sich seiner Muster und Wirklichkeitskonstruktionen bewusst zu sein und die Vielfalt und Andersartigkeit aller zu würdigen und als Bereicherung und Ergänzung zu sehen, gehört zur Ehrlichkeit für eine bewusste Führung und entsprechend gestaltete Unternehmenskultur.

Wie kann Führung dieses Wissen im Führungsalltag nutzen?

Die systemische Führungskraft ist sich ihrer selbst bewusst, schafft viel Raum zur Reflexion, abstrahiert Probleme auf Musterebene, setzt den Scheinwerfer auf individuelles und organisationales Lernen, fördert Vernetzung zur Erweiterung von Perspektiven und nutzt Coachingkompetenz für gezielte Entwicklungsprozesse.

Wenn Sie sich auf diese Reise begeben oder Ihr Wissen dazu vertiefen möchten, finden Sie in unserem Avenue Institut mehrere systemische Programme, die Sie dabei unterstützen können.

Oder Sie begeben sich in einen persönlichen Coachingprozess zur Steigerung des eigenen Bewusstseins.