Sie planen ein Veränderungsvorhaben im Unternehmen, wollen oder müssen etwas Wesentliches am System verändern? Können allerdings die Auswirkungen nicht kennen, was Ihnen die Entscheidung erschwert?
Was im Führungsalltag dann oft passiert, ist, dass viele relevante Beteiligte befragt und eingebunden, Analysen gefahren werden, das Für und Wider diskutiert wird, und vor allem viel Zeit für Diskussionen vergeht. Das gefühlte „Dickicht“ der Komplexität verstärkt sich, die unterschiedlichen Erwartungen und Erfahrungen halten eher auf, statt Klarheit für die Lösung zu schaffen.
Gerade bei komplexen Entscheidungen hat sich Probehandeln in einem abgesteckten Kontext als nützlicher Zwischenschritt bewährt, um Bewegung und Sicherheit in Entscheidungsprozesse zu bringen. Wir tauchen in diesem Blogartikel tiefer in das Thema Probehandeln ein und geben Einblicke, wie ein „einfach mal ausprobieren“ funktionieren und Sinn ergeben kann.

Probehandeln als Intervention

Probehandeln ist in erster Linie ein Realitätscheck. Hält die Idee oder die geplante Maßnahme der Realität stand? Bringt sie die erwünschten Effekte? Oder haben wir in der Planung etwas übersehen, so dass unerhoffte Nebenwirkungen ins Spiel kommen? Je komplexer ein System ist und desto mehr Menschen von der Umsetzung betroffen sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Nebenwirkungen wirklich auftreten werden. Es ist fast unmöglich vorher abzuschätzen, in welche Richtung sich ein System nach einer Entscheidung in der Realität wirklich entwickelt.

Um diese Entwicklungen nach Entscheidungen etwas abschätzbarer werden zu lassen, ist Probehandeln ein so wichtiger Schritt. Im kleinen, abgesteckten Rahmen, der die Realität wiederspiegelt, kann die geplante Maßnahme probehalber umgesetzt werden, um Erfahrungen zu machen und das Gelernte in den Entscheidungsprozess zu implementieren.

Probehandeln beginnt im Kopf

Probehandeln beginnt im Kopf und braucht zunächst mentale Vorstellungskraft. Hier ist es wichtig zu unterscheiden zwischen „Zerdenken“ und echtem „Visualisieren“. Es geht nicht darum, alle möglichen negativen Szenarien durchzuspielen und den inneren Ängsten Raum zu geben (= Zerdenken). Vielmehr geht es darum, die Lösung als inneres Bild entstehen und sich entfalten zu lassen und durch die eigene Vorstellungskraft eine innere Verbindung zur Lösung aufzubauen:

  • Wie sieht die neue Lösung konkret aus?
  • Wie gestalten sich die Schnittstellen? Wie gelingt die Anbindung?
  • Was macht den Unterschied vom Alten zum Neuen aus? Wie fühlt sich das Neue an?
  • Was muss sich an Haltung und Verhalten der Beteiligten verändern, damit die Implementierung gelingt?

Wenn Sie die innere Klarheit und Zuversicht für diese Lösung erreicht haben, ist es der richtige Moment, die für dieses Thema relevanten Führungskollegen ins Boot zu holen. Schauen Sie hier, wer wirklich für die Lösung hilfreich ist: Wer hat das relevante Wissen für die Gestaltung dieser Lösung? Und wer hat die nötige Spürkompetenz und Vorstellungskraft und kann Ihnen somit helfen, den neuen Weg zur Lösung zu bereiten?

Probehandeln durch Systemaufstellungen

Für größere Führungsentscheidungen, die systemverändernd sind, sind Systemaufstellungen in der Vorbereitung sehr wirkungsvoll. Systemaufstellungen sind wie ein „Brennglas“ und bieten für Entscheider einen Zugang zu erkennen, was wirklich in der Organisation passiert. Hier kann Probehandeln im „abgesicherten Modus“ passieren, da Handlungsmöglichkeiten erprobt werden können ohne direkt die Auswirkungen in der Organisation zu haben. Systemaufstellungen sind eine Möglichkeit der Visualisierung des Themas im Raum und haben in Bezug auf Probehandeln drei enorme Vorteile:

  1. Neue Lösungen und Ideen können konkret auf ihre Praxistauglichkeit geprüft werden. In Systemaufstellungen zeigt sich direkt, ob und auf welche Weise das Neue vom System angenommen wird und an welchen Stellen mit Auswirkungen und Widerständen zu rechnen ist.
  2. Die Verantwortlichen bekommen ein gemeinsames Bild der Ausgangssituation, sowie möglicher Lösungen und deren Auswirkungen. Sie verbinden sich mit potenziellen Lösungen, was lange Diskussionen ersparen kann und den Umsetzungsprozess erleichtert.
  3. Die Verantwortlichen bekommen durch eine Systemaufstellung mehr Sicherheit für ihre Entscheidung und können diese auch klarer und stabiler kommunizieren, da sie die Lösung nicht nur durchdacht, sondern Auswirkungen auch erspürt haben und Konsequenzen bewusst in Kauf nehmen.

In der Unmittelbarkeit des Handelns zeigt sich das, wo der Kopf nicht hindenken kann. Probehandeln ist hierfür ein bewährter Schritt der Perspektiverweiterung für Entscheider, die achtsam mit ihrer Verantwortung umgehen wollen.

Konnten wir Sie mit unserem Artikel für das Probehandeln neugierig machen? Dann kommen Sie gerne in unseren „Resonanzraum Führung“ und handeln Sie „auf Probe“.

Noch mehr zu Systemaufstellungen finden Sie hier oder Sie lassen sich von uns persönlich und unverbindlich beraten.

Auch unsere Ende Oktober beginnende „Virtuelle Führungsakademie“ nimmt sich, unter vielen anderen Themen, auch den Systemaufstellungen an.

© Foto: Silke Reinhardt