Selbstorganisierte Teams als Verbindung zu neuen Arbeitswelten und als Zukunftssicherung in Unternehmen

Die Selbstorganisation ist in aller Munde und das nicht zu Unrecht, müssen doch Unternehmen heute den Balanceakt schaffen, Produkte und Prozesse kundenorientiert in komplexen dynamischen Umfeldern zu gestalten und ihren Mitarbeitern ein motivierendes Arbeitsumfeld zu schaffen. Die Idee der selbstorganisierten Teams könnte hier gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und beide Zielstellungen miteinander vereinen.

Was macht selbstorganisierte Teams aus?

Selbstorganisierte Teams treffen Entscheidungen in Bezug auf Aufgabenverteilung, Arbeitsabläufe und Prioritäten gemeinsam. Dabei übernimmt jedes Teammitglied Verantwortung für seine Aufgaben, trägt zum Gesamterfolg bei und ist sich seiner Fähigkeiten bewusst, seine Aufgaben zielsicher zu bewältigen. In der Regel wissen Teammitglieder selbstorganisierter Teams, warum sie gewisse Aufgaben machen und wonach sie ihre Entscheidungen treffen.

Selbstorganisierte Teams sind in der Lage, sich an Änderungen und Herausforderungen anzupassen, ohne auf externe Anweisungen warten zu müssen, kommunizieren offen und transparent innerhalb des Teams. Sie sind reaktionsschnell und nah dran am Kunden. Ein Faktum, das Kundenorientierung leichter machen könnte.

Die Selbstwirksamkeit steigt auf allen Ebenen der Organisation

Durch Selbstorganisation steigt auch die Selbstwirksamkeit. Und damit wiederum die Einstellung zu komplexer Aufgabenstellung.
Teammitglieder mit hoher Selbstwirksamkeit sind zuversichtlich, dass sie die notwendigen Fähigkeiten besitzen, um Herausforderungen zu meistern. Selbstwirksame Individuen sind motiviert, sich einzubringen und engagiert zu arbeiten, weil sie wissen und spüren, dass ihre Anstrengungen einen Unterschied machen. Sie sind eher bereit, Initiativen zu ergreifen, proaktiv zu handeln, Ideen einzubringen und Verantwortung zu übernehmen.

Und zu guter Letzt: Selbstwirksame Teammitglieder sind resilienter, besser in der Lage, Rückschläge zu bewältigen und sich von Misserfolgen zu erholen. Mehr noch: daraus zu lernen und daran zu wachsen. Durch Selbstorganisation in Teams wächst Vertrauen, Motivation und unternehmerische Verantwortung.

Die systemtheoretische Perspektive auf Selbstorganisation

Beginnen wir mit der Suche nach Beispielen für selbstorganisierte Systeme. Schwarmverhalten in Tierpopulationen, Musterbildung in chemischen Reaktionen, die Entwicklung von Städten und sozialen Netzwerken, und sogar der menschliche Geist und das Verhalten sind selbstorganisierte Systeme.
Selbstorganisierte Teams funktionieren somit auch ohne zentrale Steuerung und Hierarchie. Muster und Ordnung entstehen aus Interaktion. Aufgaben und Entscheidungen können dezentral koordiniert und getroffen werden.

Die Emergenz und Musterbildung gilt es zu beobachten und zu reflektieren

In selbstorganisierten Teams treten auch immer wieder Phänomene auf, die Überraschendes und Sinnvolles entstehen lassen, was aber für andere unpassend erscheinen mag. Zum Beispiel, wenn in der Kopplung zu anderen Systemen (Umwelt, andere Teams) Auswirkungen entstehen, die nicht gewünscht sind. Selbstorganisierte Systeme sind autopoietische Systeme, die über Rückkopplungsschleifen zum konsequenten Systemerhalt beitragen. Jedes System für sich.
Impulse oder Interventionen können ungewollte Entwicklungen korrigieren. Können – nicht müssen.

Interventionen von außen bewusst gesetzt, können das System in die gewünschte Richtung bewegen, das heißt eine gewünschte Veränderung in den Handlungs- und Entscheidungsmustern erzielen. Ob das gelingt oder es vielleicht etwas anderes als weiteren Impuls braucht, zeigt sich dem Beobachter erst im Zeitverlauf. Das Ende des großen Planens ist damit vorbei. Impuls – Reaktion – Beobachtung – Analyse – Intervention – das sind die kleinen iterativen Schritte, um selbstorganisierte Systeme zu bewegen. Es braucht Reflexionsschleifen und Demut für diesen Prozess.
Selbstorganisierte Systeme sind aber eben auch sehr anpassungsfähig und hoch flexibel. Dadurch steigt die Möglichkeit, innerhalb des Systems schnell auf Umweltveränderungen zu reagieren, wenn es für das System Sinn ergibt.

Braucht es für selbstorganisierte Teams überhaupt eine Führung?

Ein klares Ja, denn diese Teams sind alle miteinander enger oder loser gekoppelt und damit nicht im luftleeren Raum der Organisation. Es kommt zu Spannungsfeldern, die gehandhabt werden müssen.

Die Aufgaben der Führung von selbstorganisierten Teams sind dabei vielfältig und unterscheiden sich von klassischen Managementaufgaben erheblich:

  • Vertrauensvolle Teambeziehungen aufbauen, tieferes Begegnen schaffen und kulturelle Vielfalt und Pluralität fördern.
  • Achtsam Verhaltensweisen/Muster spiegeln, eigene Resonanzen reflektiert in den Prozess einbringen, um Störungen zu erkunden.
  • Konflikte und Widerstände ansprechen und handhaben.
  • Transformation professionell begleiten und Interventionen anstoßen und durch Ungewissheit begleiten.

Nach einer eingehenden Betrachtung von Selbstorganisation von Teams in Organisationen finden wir derzeit meist Mischformen vor. Einige Teams sind bereits so organisiert, andere noch nicht oder werden es auch nie.

Die Führung in der Rolle als Brückenbauer zwischen den Welten der Organisation

Daher ist die Rolle der Führung hier mehr denn je die eines Brückenbauers – von einer Form in die andere. Der Abgleich von Erwartungen und die Anpassung der Kommunikation zwischen den Teams und der traditionellen Hierarchie sind anspruchsvolle Führungsaufgaben. Eine kontinuierliche Rollenschärfung steht auf der Tagesordnung. In vielen Führungsteams wird hier derzeit diskutiert und gestaltet. Dies ist eine Transformation, an deren Ende erfolgreiche Unternehmen mit zufriedenen Kunden und Gesellschaftern stehen – mit bewusst und am Sinn orientierten Mitarbeitenden, die alle gemeinsam die Verantwortung für den Erfolg tragen. Ein großer Gedanke …

 

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Photo credit: James Wainscoat, unsplash